WAS BRINGT DIE DIGITALE BAUSTELLE?
12.12.2019 | Wie Building, Information, Modeling für mehr Planungssicherheit sorgt. Viele Vorzeigeprojekte sind in jüngerer Vergangenheit aufgrund fehlerhafter Planungen, schlechtem Management und unklarer Prozesse massiv aus dem Ruder gelaufen. Der Flughafen BerlinBrandenburg, die Elbphilharmonie Hamburg oder Stuttgart 21 – das sind drei Bauprojekte, die nicht nur in den Medien zu heftigen Diskussionen geführt haben. Die Projektkosten übersteigen das Budget um ein Vielfaches, eine chaotische Terminplanung und öffentlicher Aktionismus der Beteiligten haben die gesamte Branche in Verruf gebracht. Zu Recht? Zumindest ist heute Allgemeingut, dass es vielen Projekten offenbar an vorrauschauender und verbindlicher Planung fehlte. Und das gilt nicht nur für Großprojekte. „Wer schlecht plant, kann niemals gut bauen.“ so Martin Pilhatsch, Inhaber von Pilhatsch Ingenieure: „Wir sind der festen Überzeugung, dass dieses Chaos zu vermeiden gewesen wäre.“ Drei Buchstaben stehen heute für eine neue, smarte Sicht auf Bauprozesse. BIM – es lohnt sich zu erklären, warum das so ist.
Was ist BIM?
BIM steht für Building, Information, Modeling – auch für integriertes Planen, Erstellen und Betreiben von Bauwerken über den gesamten Lebenszyklus. Grundlage sind zunächst detaillierteObjektdaten. Dazu werden alle relevanten Bauwerksdaten digital erfasst und miteinander vernetzt. Der Schlüssel liegt jedoch nicht allein in der Vielfalt und der Menge der Daten, sondern in der intelligenten Verknüpfung. Smart ist ja nicht, möglichst viele Daten zu sammeln, sondern sie so miteinander zu verbinden, dass alle Beteiligten zum idealen Zeitpunkt die richtigen und die wichtigen Daten erhalten. Das ist der Anspruch.
Niemand benötigt sinnfreie Datenfriedhöfe.
Natürlich benötigt niemand alle Informationen aus BIM.Aber idealerweise die für ihre Arbeit wichtigen Sichten. Martin Pilhatsch: „Wir erfassen mit BIM keine Daten zum Selbstzweck, aber es liegt doch auf der Hand, dass korrekte, detaillierte Vermessungsleistungen am Anfang stehen. Ohne diese Grundlage gibt es keine vernünftige Planung und Ausführung.“ Im Gegensatz zu herkömmlichen 3D Modellen bietet die BIMMethode eine intelligente Abfragemöglichkeit, da jede Geometrie im Modell einen semantischen Bezug besitzt. Die Planungsdaten liegen einschließlich der Bauteilinformationen in unterschiedlichen Fachmodellen vor und bauen auf einem exakten und vor allem gemeinsamen 3DModell auf. Alle beteiligten Fachleute wie Architekten, Tragwerksplaner, TGAPlaneroder Facility Manager erhalten ihre relevante Sichtauf die Objektdaten. Das ist genau das, was sich alle immer gewünscht haben.
Das Ergebnis zählt: eine sichere Entscheidungsgrundlage.
Aus dem BIMModell sind nicht nur die klassischen geometrischen Daten wie Grundrisse, Schnitte und Ansichten sowie die jeweiligen Fachinformationen zu Architektur, Tragwerk und Gebäudeausstattung verfügbar – sondern auch die damit verbundenen Volumen und Massen, die Kosten und die Terminvorgaben. Das 3DModell gibt detaillierte fachspezifische Antworten für den gesamten Prozess – und auch im Verlauf. BIM bietet so den entscheidenden Vorteil: durchgängige,konsistente Lösungen innerhalb des gesamten Plan ungsteams. Und natürlich können Zeitund Kostenpläne einfacher, früher und präziser erstellt werden. Risiken werden rechtzeitig erkannt. Kontrollen sind lückenlos möglich. Redundante Tätigkeiten undGewerkekonflikte werden vermieden. Mit anderen Worten: Controlling ist von Anfang an möglich.
Die Bedeutung von Bestandsdaten – das ist ja nicht neu.
Die Bestandsdaten sind natürlich auch die Grundlage für jedes BIMModell. Insoweit gibt es gegenüber der klassischen Planungsmethode keine spektakuläre Änderung. Neu ist die Methode der Bestandsdatenerfassung. Sie liegt naturgemäß im Verantwortungsbereich des Vermessungsingenieurs, erfolgt heute aber mit modernsten Verfahren. 3DLaserscantechnik ermöglicht zum Beispiel eine vollständige und flächendeckende Erfassung der Daten. Das Verfahren ist sehr genau, wirtschaftlich und universell. Es eignet sich sowohl für den Innen und Außenbereich des Objekts, als auch für die Darstellung der Umgebung des Plangebietes. Vermessungsumfang und Datenaufbereitung sind natürlich von der jeweiligen Aufgabe abhängig. Pilhatsch Ingenieure setzt BIM zum Beispiel grundsätzlich für größere Quartiersentwicklungen mit Revitalisierungsaufgaben von ehemaligen Industriegebäuden ein. Bestandsbauwerke werden in 3D erfasst und BIMkonform modelliert.Für Quartiersentwicklungen mit komplexen Innen und Außenbereichen sowie für Brachflächenkonzepte wird der Bestand des Projektgebiets einschließlich der relevanten Nachbarschaft in 3D erfasst und modelliert. So entstehen aufbereitete, BIMfähige 3DLagepläne. Pilhatsch Ingenieure haben dazu ein innovatives und sehr wirtschaftliches Verfahren mit hybrider Nutzung von verschiedenen Datenquellen entwickelt. Insbesondere in den frühen Leistungsphasen eines Projekts gilt der Grundsatz: Soviel BIM wie nötig, nicht wie möglich.
Erst das Lastenheft, dann das Datenvergnügen.
Zu umfangreiche, feingliedrige Datenbestände könnentatsächlich auch eine schlechte Nachricht sein. Sogenannte Datenzwillinge – also das parallele Hinund Hergeschiebe von großen Datenvolumen – sollten vermieden werden. Für den operativen Teil des Baus bis hin zum Betrieb müssen längst nichtalle Daten von allen „mitgenommen werden“. Letztlich wäre das auch viel zu teuer. Auch die Datenpflege sollte aus einer verlässlichen Quelle stammen. Für den Erfolg eines BIMProjekts ist neben einem erfahrenen Planungsteam daher eine klare Abstimmung der jeweiligen individuellen Anforderungen notwendig. Dazu sind vor Beginn eines BIM Projekts sinnvollerweise die sogenannten AuftraggeberInformationsAnforderungen (AIA) und der BIMAbwicklungsplan, also die Definition von Lasten und Pflichtenheft, möglichst interdisziplinär aufzustellen.
BIM macht kommunikativ.
Die BIMMethode erfordert einen intensiven Austausch des Vermessungsingenieurs mit dem Auftraggeber, den planenden Architekten und den beteiligten Fachplanern. Martin Pilhatsch:„Die Vorteile von BIM haben wir früherkannt und unsere Technik der Datener fassung angepasst. 3DLaserscanning, Photogrammetrie und Oktokopter sind für uns selbstverständlich. Auch in der Datenaufbereitung und Präsen ta tion wenden wir modernste Methoden an.“ Pilhatsch Ingenieure haben langjährige Erfahrung bei der 3DErfassung und BIMModellierung. Die Expertise beweist sich mit über eine 1 Mio. Kubikmetern erfolgreich realisierten „asbuilt“BIMBauwerksModellen.
BIM liefert auch für klassische Anforderungen die ideale Grundlage.
So bleibt beispielweise der amtliche Lageplan zum Bauantrag eine der grundlegenden Leistungen des Öffentlich bestellten Vermessungsingenieurs im Baugenehmigungsverfahren. Selbstverständlich werden diese Lageplaninformationen auch im Rahmen eines BIMProzesses benötigt. Damit die BIMMethode effizient angewendet werden kann, ist als Grundlage eine konsistente Umgebung notwendig. Schnittstellen probleme werden vermieden und klassische Vermessungsleistungen effizient mit der BIMMethode verbunden. Alle gesammelten Informationen – die Summe klassischer Methoden und moderner 3D Erfassungssysteme – werden bei Pilhatsch Ingenieure in einer BIMSoftware wie Autodesk Revit vereinigt und als BIMfähiger 3DLageplan bereitgestellt.
Alles unter Kontrolle, auch dank BIM.
Für die Gebäude und Bauwerksplanung ist die Projektgeometrie in Form von 3DModellen der Architekten und Fachplaner durch den Vermessungsingenieur in den jeweiligen Ort zu übertragen. Bei größeren Vorhaben ist zudem eine kontinuierliche Überprüfung der Ausführung von entscheidender Bedeu tung. Auch beim BIMControlling kommt die 3DLaserscantechnik zum Einsatz. Somit kann neben dem Rohbau auch die technische Gebäudeausstattung während der gesamten Bauphase flächendeckend erfasst und mit der 3DPlanung verglichen werden. Die BIMAusführungskontrolle ist ein wichtiges Instrument für alle Projektverantwortlichen, um Fehlplanungen und Konflikte frühzeitig zu erkennen und zu vermeiden, bevor Kosten entstehen. Damit diese Kontrolle möglichst effizient ist, wird ein flächendeckendes 3DErfassungssystem benötigt. Dieses System muss nicht nur in der Lage sein, geometriespezifische Parameter zu erfassen, sondern es muss ganz einfach überzeugende Beweise liefern – sprich: eine fotorealistische und messtechnisch auswertbare Dokumen tationsgrundlage bieten.
Die Cloud ermöglicht einen skalierbaren Zugriff.
Ein weiterer Vorteil der 3DLaserscantechnik besteht in der Möglichkeit, die erfassten Scandaten auf einer verständlichen, fotorealistischen OnlineKommuni kationsplattform darzustellen. Diese cloudbasierte Lösung bietet jedem Projektteilnehmer die Möglichkeit des Zugriffs auf aufbereitete Daten. Entschei dend ist, nicht auf alle Daten zuzugreifen, sondern nur auf die relevanten Informationen. Basierend auf einem zentralen Datensatz bietet die Cloud verdichtete Informationen. Und erleichtert so die Transparenz im Planungs und Ausführungsprozess.
BIM – ein Heimspiel für Pilhatsch Ingenieure.
Pilhatsch Ingenieure geben ihre positiven Erfahrungen in digitalen Zeiten gerne an die Auftraggeber weiter, denn es sind durchweg positive Erfahrungen aus eigenem Haus. Die BIMArbeitsmethode und insbesondere die Möglichkeiten der fotorealistischen 3DEr fassung sowie die Verknüpfung der Informationen für Anwender lassen Martin Pilhatsch nur ein Fazit ziehen: „Die Digitalisierung ist die Chance für Effizienz und Ergebnissicherheit im gesamten Planungs und Bauprozess. Statt der eher fatalistischen Aussage „Bau ist rau.“ gilt für uns schon seit Jahren „Der Bau wird schlau.“, vor allem mit BIM.“ Es erscheint heute unwahrscheinlich, dass ein systemischer Einsatz von BIMTechnik zu so desaströsen Fehlentwicklungen führen könnte, für die seit über 25 Jahren der BER Airport steht.